von Markus Stelzer
Im letzten Teil unserer Reihe haben wir die Grundlagen zur Aufnahme von Gitarren erklärt. Nun geht es um die klangliche Bearbeitung und Verbesserung der aufgenommenen Audiospur. Dazu wird in diesem Teil eines der wichtigsten Tools zur Audiobearbeitung vorgestellt: der Kompressor. Zu Beginn ist er nicht ganz einfach zu verstehen, aber mit ein wenig Übung wird man immer vertrauter im Umgang damit. Im Folgenden wird anhand eines Plugins für ProTools dargestellt, welche Einstellungsmöglichkeiten es bei einem Kompressor gibt und was diese bewirken. Diese Parameter sind bei allen Kompressoren nahezu identisch, sodass es keine Rolle spielt, welchen Kompressor man letztendlich beim Gitarrenrecording verwendet.

Der Kompressor bewirkt, einfach ausgedrückt, dass in einer Audiospur laute Stellen leiser und leise Stellen lauter gemacht werden. Er schränkt somit den Dynamikumfang einer Audiospur ein. Im Endeffekt kann so die Gesamtlautstärke der Audiospur erhöht werden, ohne dass es zu Verzerrungen kommt. Zu Beginn zunächst eine nicht komprimierte Gitarrenspur:
Damit der Kompressor richtig arbeiten kann, müssen einige Parameter eingestellt werden.
Threshold:
Der Threshold regelt, ab welcher Lautstärke der Kompressor anfängt zu arbeiten. Um den Threshold zu verstehen, ist es zunächst notwendig zu wissen, dass der Pegel eines Audiosignals in Dezibel (dB) gemessen wird. Bei 0 dB liegt der größtmögliche Pegel, bei dem das Audiosignal gerade noch verzerrungsfrei wiedergegeben wird. Alle Pegel, die unter diesem größtmöglichen Pegel liegen, werden mit negativen Dezibelwerten angegeben. Beträgt die maximale Lautstärke einer Audiospur beispielsweise -4 dB und ist der Threshold auf 0 dB eingestellt, greift der Kompressor nicht ein. Dies liegt daran, dass -4 dB leiser als die eingestellten 0 dB sind und somit keine Pegelspitzen leiser gemacht werden können. Damit der Kompressor arbeitet, muss also der Wert des Thresholds kleiner als die maximale Lautstärke der Audiospur sein, in diesem Beispiel exemplarisch -18 dB. Der Kompressor greift somit bei allen Dezibelwerten, die größer als -18 dB sind, ein.

Ratio:
Die Ratio gibt an, inwieweit der Kompressor bei Überschreiten des Thresholds eingreift. Eine Ratio von 2:1 bewirkt zum Beispiel, dass der den Threshold überschreitenden Pegel halbiert wird. Ist der Threshold auf -6 dB eingestellt und die Audiospur überschreitet den Threshold um 4 dB, dann wird das Signal halbiert, die 4 dB werden also durch 2 geteilt. Die Überschreitung wird also von 4 dB auf 2 dB reduziert, die Audiospur folglich leiser. Eine Ratio von 4:1 würde dementsprechend eine Reduzierung auf 1 dB ergeben, eine Ratio von 8:1 eine Reduzierung auf 0,5 dB und so weiter. Wie sich das auswirkt, hört man in folgenden Soundbeispielen:
Beispielsound bei Threshold -18 dB und Ratio 2:1
Beispielsound bei Threshold -18 dB und Ratio 4:1
Das Signal ist aufgrund der Lautstärkeregulierung der Pegelspitzen leiser geworden. Dadurch ist es jetzt möglich, den Gain, also die Gesamtlautstärke, der kompletten Audiospur zu erhöhen, ohne Verzerrungen zu erhalten.
Beispielsound bei Gain-Erhöhung um 6 dB, Audiospur NICHT komprimiert
Beispielsound bei Gain-Erhöhung um 6 dB, Ratio 4:1 und komprimiert
Attack/Release:
Der Parameter Attack legt fest, wie schnell nach Überschreiten des Thresholds der Kompressor eingreifen soll. Der Parameter Release regelt, wann die Kompressionsrate wieder vollständig den Wert 1:1 erreichen soll. Im Folgenden zwei Extrembeispiele, damit man die Unterschiede in den Einstellungen gut wahrnehmen kann:
Beispielsound bei Attack/Release Anschlag links

Beispielsound bei Attack/Release Anschlag rechts
Zu guter Letzt bleibt festzuhalten, dass bei allem Wissen über die verschiedenen Parameter immer das Gehör beim Gitarrenrecording den entscheidenden Einfluss haben sollte!
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