Fingerstyle Movie – Leicht zu lernen, schwer zu meistern

Drew Roller Filmemacher
Drew Roller hat einen Film über Fingerstyle gedreht.

Drew Roller hatte ein großes Problem: Er wollte mehr über Fingerstyle erfahren – aber das Problem war, dass das Internet nicht genug hergab. Die Folge: Drew entschied sich kurzerhand, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, um die halbe Welt zu reisen und mit den Leuten zu sprechen, die in der Szene zuhause sind. Herausgekommen ist ein ehrlicher Dokumentarfilm über eine junge und sehr talentierte Gitarristen-Szene. Der Film erscheint im Herbst und wir hatten die Möglichkeit, mit Drew über sein Projekt zu sprechen.

Kannst du dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Drew Roller. Ich komme aus Melbourne in Australien. Ich habe knapp zehn Jahre in der Web-Entwicklung gearbeitet, aber meine echte Leidenschaft sind Dinge wie Musik und Filme.

Wie kamst du auf die Idee, einen Film über Fingerstyle zu drehen?

Ich bin das erste Mal 2014 mit Fingerstyle in Kontakt gekommen – und das hat meine Sichtweise auf die Gitarre vollkommen verändert. Ich war wie besessen davon, im Internet nach Informationen über Fingerstyle zu suchen, um das Genre besser zu verstehen. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht besonders viel darüber zu lesen gab. Daraus ist die Idee entstanden, einen Film über Fingerstyle zu drehen.

Du hast das Ganze durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert. Wie ist die Idee zustande gekommen und wie hat das geklappt?

Es ist sehr teuer, Filme zu machen, und die Tatsache, dass ich in Australien lebe, hat das Projekt noch erschwert, da die meisten der Gitarristen nicht in Australien leben. Der Film wurde teilweise durch das Crowdfunding finanziert, aber ebenso durch persönliche Investitionen, durch Sponsoring und durch Ausrüstungsspenden. Das Projekt ist auch noch gar nicht fertig: Wir haben noch einige Kosten für Musiklizenzen, Marketing und Vertrieb, die wir noch decken müssen. Aber wir freuen uns sehr darüber, wie das Projekt läuft.

Was ist dein persönliches Highlight im Film?

Mein persönliches Highlight im Film ist die Michael-Hedges-Sequenz, die alle großen, modernen Spieler von heute featured. Da ist eine tolle Geschichte entstanden: Alle Interviewten waren sich einig, dass Michael das Genre maßgeblich beeinflusst hat. Auch der Teil mit Andy McKee ist unglaublich berührend.

Du stellst eine junge Szene von Gitarristen dar. Mit wem hast du alles gesprochen?

Fingerstyle Movie

Wir zeigen in dem Film viele junge Talente – es ist unglaublich, wie viele junge, gute Talente es gibt. Bei vielen kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie nicht viel Aufmerksamkeit bekommen.

Drei Gitarristen sind mir aber besonders im Gedächtnis geblieben:

  1. Jacky Bastek aus Frankfurt, Deutschland
  2. Leo Aram-Downs aus London, Großbritannien
  3. Ali Deniz Kardelen aus Istanbul, Türkei

Ich freue mich schon jetzt darauf, mehr von ihnen mit der Welt zu teilen!

Ihr habt viel in Österreich gefilmt. Wie kam das?

Fingerstyle in den Alpen
Einmal im Jahr findet in Österreich das Thomas Leeb Acoustic Guitar Boot Camp statt.

Wir haben insgesamt in zehn Ländern gefilmt. Einige Länder haben es nicht in die endgültige Fassung geschafft, aber wir haben Material in Österreich, den USA, Korea und vielen weiteren Ländern gesammelt. In Österreich war es einfach grandios, in dieser tollen Landschaft gleichzeitig Leute zu porträtieren, die die Gitarre lieben. Das Thomas Leeb Camp in Österreich ist wirklich ein Spiegel der Schönheit dieses Gitarrenstils.

Du hast nun lange Zeit auf Fingerstyle geblickt und dich vermutlich sehr tiefgehend damit auseinandergesetzt. Wie würdest du die Szene beschreiben?

Es ist eine pulsierende Mischung von Menschen, die ihre Leidenschaft für die akustische Gitarre teilen. Sie sind alle sehr fürsorglich, großzügig und demütig, mit einer unverschämten Hingabe für ihr Handwerk. Wir haben wirklich nur gute Erfahrungen gemacht.

Hat sich dein Blick auf die Szene im Laufe der Dreharbeiten verändert?

Mein Blick auf die Szene hat sich definitiv weiterentwickelt! Ich sehe jetzt viele der Fingerstyler als Freunde und bin stolz darauf, dass sie mich in ihre Community eingeladen haben, um ihre Geschichte zu erzählen. Ihre Verbindung zueinander und zu ihrem Instrument ist sehr inspirierend und ich war überrascht, wie tief diese Verbindung ist. Die Fingerstyle-Community ist eine große Familie.

Wenn du einen Blick auf die gesamte Gitarrenwelt wirfst, wo würdest du dort die Fingerstyle-Szene einordnen? Welche Rolle spielt dieses Genre?

Ich glaube, Fingerstyle ist ein Symbol für die Kraft der Gitarre. Es ist das weltweit populärste Instrument, weil es die Menschen wirklich herausfordert. Es gibt dieses Sprichwort, „leicht zu lernen, schwer zu meistern“ – in der Welt des Fingerstyles passt dieser Spruch wie die Faust aufs Auge. Er zeigt, warum es eine so puristische Form des Musizierens ist: Eine Person, ein Instrument, so viele Möglichkeiten. Das ist eine sehr seltene Sache.

Der Film wird im Sommer erscheinen. Was sind deine Pläne dafür, für Deutschland und Europa im Allgemeinen? Wie können wir den Film bekommen?

Der Film wird im Juli und August weltweit an verschiedenen Orten uraufgeführt. Im letzten Quartal 2017 werden wir den Film dann digital veröffentlichen. Wir freuen uns sehr darauf, den Film mit der Welt zu teilen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Film zu sehen: Streaming, Download, extended cuts und sogar unabhängige Kino-Events, die Menschen auf der ganzen Welt organisieren!

Danke für die Antworten!